6:30
Uhr in Potsdam, es ist frostig kalt und wir sind alle (bis auf den Fahrer) noch
am Schlafwandeln, als wir die Tür der KfP hinter uns zuziehen und uns mit
unserem Tour-Van Richtung Hamburg begeben.
In
Hamburg angekommen besuchten wir Markus, Pastor der CityChurch. Er stellte uns
ihr Gemeindekonzept vor: Die CityChurch hat drei Zweige; den deutschen Zweig,
den Latino-Zweig (auf Spanisch) und den internationalen Zweig (auf Englisch).
Man ist eine große Gemeinde in einem großen Gebäude, doch die Gottesdienste
halten die jeweiligen Zweige zu unterschiedlichen Zeiten. Markus betonte im
Gespräch, dass das letztendliche Ziel immer sein sollte, so viele wie möglich
für das Evangelium zu gewinnen. Dafür muss man es nicht verwässern, aber „die
Verpackung hält viel aus“. So ist es möglich, dass ein Latino zur Anbetung
Salsa tanzt, während die alte deutsche Frau ihr Liederbüchlein mit sich trägt.
Die Lösung kann nicht sein, sich „in der Mitte zu treffen. Dann entsteht etwas,
womit man wenig Menschen außerhalb der Gemeinde erreichen kann. Man muss diese
Spannung einfach in Liebe aushalten“, ganz nach dem Prinzip der Jahreslosung,
einander anzunehmen. Denn bei kulturellen Fragen gibt es kein richtig oder
falsch. Bei kulturellen Fragen ist nur wichtig: erreichen wir damit die Menschen
heute, hier, in ihrer Kultur. Einen Pastor kennengelernt zu haben, der solch
ein Gemeinde-Prinz anleitet, war für uns etwas völlig neues und total
faszinierend. Nach einem gemeinsamen Gebet für Markus, seinen Mitältesten und
die Gemeinde, hatten wir ein wenig Zeit die Stadt Hamburg zu erkundigen. Als
ersten besichtigten wir die Sant Michaels-Kirche (den Hamburger „Michel“) mit
der atemberaubenden Innenarchitektur.
Da wir endlich mal ein wenig entspannte
Zeit für uns hatten und es in der Kirche sowieso ruhig war, nahmen wir uns Zeit
für die persönliche Stille mit Gott (im Bibellesen und Gebet).
Interessant war
auch, dass auf der Predigertür zur Kanzel der Vers aus Josua 1,9 auf Latein geschrieben
war; „Sei mutig und sei stark“, was für eine Ermutigung für Prediger (gerade in
der heutigen Gesellschaft). Wir gingen weiter über den Hafen zur Reeperbahn.
Die Atmosphäre stürzte schlagartig von himmlisch auf höllisch um! Überall
Bordelle, Obdachlose und offensichtlicher Drogenkonsum. Noch nie zuvor waren
wir so dankbar, dass wir als Mensch mit Jesus an der Seite vor so einem Leben
verschont geblieben sind. Inmitten dieser „Sündenmeile“ ragte ein riesiger Schriftzug an der Wand
eines Hauses „JESUS LEBT!“. Dies war das Gebäude der Heilsarmee, die sich für
die Menschen in St. Pauli einsetzen, die gefangen sind in Prostitution, Kriminalität,
Drogen, Alkohol und vielem mehr. Aus gesundheitlichen Gründen war uns ein
Treffen mit den Mitarbeitern der Heilsarmee leider nicht möglich. Doch wir
nahmen uns die Zeit vor dem Gebäude für die Heilsarmee, die Mitarbeiter und die
Menschen in St. Pauli zu beten.
Bald
darauf ging es auch schon weiter nach Bremen (der Kreis durch Deutschland
schließt sich langsam). Eigentlich hatten wir ursprünglich vor, hier auch Pfarrer
Olaf Latzel von der St. Martini-Kirche Bremen persönlich kennen zu lernen, doch
auf Grund seiner kritischen Predigt vor einigen Wochen war der Medienandrang so
groß, dass es für uns leider nicht möglich war. Dennoch wollten wir die St. Martini-Kirche
kurz besuchen und überbrachten Pfarrer Latzel durch die dort anwesenden
Mitarbeiter Grüße. Wir wurden noch eingeladen zum Gebetsabend zu bleiben, was
wir
bedauerlicherweise absagen mussten, denn vor uns lag noch ein weiterer
Hohepunkt des Tages: Das Treffen mit Pastor Marco von der Christus-Gemeinde
Bremen und Nils vom City-Mentoring-Programm. Marco erzählte uns von ihrem
Gemeindekonzept: Die Christus-Gemeinde hat eine Zentrale und viele Standorte in
Bremen. Jeder Standort macht seinen eigenen Lobpreis, die Predigt (die das
Thema für die Kleingruppen in der Woche bestimmt) wird meistens jedoch von der Zentrale
aus direkt übertragen. Ähnlich wie das Prinzip der Saddleback-Gemeinde, nur
lokaler. Ihr Ziel ist es, noch viele weitere Standorte zu gründen, dabei jedoch
stets in Bremen zu bleiben. Die Gemeinde wächst, sie ist innovativ und
dynamisch und legt vor allem Wert auf den missionarischen Aspekt der Gemeinde. Marco
legte uns ans Herz, dass eine Gemeinde grundsätzlich klare Ziele und einen
Vision haben muss. „Die Gemeinde muss wissen was sie will und wie sie es
umsetzen will.“ Das Gemeindehaus ist gerade noch im Umbau und sieht sehr
einladend aus.
Wir haben das Vorrecht die heutige Nacht hier zu verbringen und
haben uns sehr über so viel Platz und weiche Matratzen gefreut. Das wird
vermutlich die einzige Nacht sein, die wir bequem ausschlafen können, denn
morgen müssen wir erst mittags in Wolfsburg sein, wo wir dann die letzten drei
Tage verbringen werden.
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